Aber der Reihe nach. Am Mittwoch haben wir Kyoto verlassen und sind nach Hattoji gefahren. In Japan sind die Größenverhältnisse etwas anders als meine. Wenn sich etwas nach klein und Dorf anhört, ist es immer noch riesig und hat Hochhäuser, eine Ubahn und 3, xxx Millionen Einwohner. Zumindest gefühlt. Woran erkennt man nun, dass der Ort zu dem man fahren will wirklich klein ist? Wenn der hilfsbereite Mensch vom JR Ticket Counter 5 mal nachfragt, ob er den Namen richtig verstanden hat und dann das Diensttablet rauskramen muss, um den Orr zu ergoogeln. Wir haben uns tatsächlich einen weißen Fleck der japanischen Landkarze raus gesucht. Die Route stand und Japan wäre nicjt Japan, wenn nicht auch die Verkehrsanbindungen ins Nirgendwo absolut perfekt und punktgenau funktionieren würden. Wir kamen also ohne Probleme in das 5 Seelendorf Hattoji an. Und zwar 5 Seelen mit uns.
Das erste, was uns auffiel als wir aus dem Bus ausstiegen, war die wunderbare Ruhe. Man hörte wirklich absolut nix. Nur ab und an ein paar kommunikative Vögel. Das war so angenehm nach den ganzen lauten Großstädten und tausendenden von Touristen.
Wir übernachteten in einem alten Farmhaus mit einem traditionellen Strohdach. Es gab die typischen Schiebetüren und eine offene Feuerstelle. Wir hatten auch einen japanischen Tisch zum davor knien mit kuscheligen Heizdecken.
In der Villa waren wir insgesamt zu 8. Wobei einer davon ein 1 Jahre und 9 Monate altes Kleinkind war. Norwegen, Kanada, Japan und Deutschland versammelten sich für diese Nacht um den Tisch und die Feuerstelle. Gemeinsame Sprachbasis war Englisch. Wir hatten eine wunderschöne Zeit und haben uns alle auf Anhieb total gut verstanden. Der kleine war nach einer kurzen Aufwärmphase unser aller Sonnenschein und wir hatten eine Menge Spaß. Es war recht schnell sehr familiär. Es wurde gemeinsam gekocht, vom anderen probiert und gegessen. Irgendwann nach Mitternacht ging es ins Bett und wir waren sehr traurig, uns am nächsten Tag schon so früh voneinander trennen zu müssen. Aber unser Bus ging schon um 9:15 Uhr und wir hatten noch einiges vor.
Und so ging eine besondere Übernachtung an einem ganz besonderen Ort mit lieben Menschen zu Ende.
Unsere Villa mit den tollen grünen Bergen und Nebelschleier im Hintergrund:
Am nächsten Tag hatten sich auch die grauen Wolken verzogen und wir hatten herrlichsten Sonnenschein:
Das war unser Zimmer:
Der Flur um die Zimmer herum:
Meditatives aus dem Fenster schauen und Ruhe genießen:
Gestern ging es dann wieder ganz entspannt nach Miyajima weiter. Das ist eine Insel direkt vor Hiroshima. Eigentlich ist das ein Tagesausflug von Hiroshima aus, aber es entspannte die ganze Sache und war außergewöhnlicher, wenn man dort übernachtete. Man fühlte sich abenda ein bisschen so, wie wenn man im Zoo vergessen wurde. Alles war auf einmal ruhig und leer. Die "Stadt" selber ist nicht sehr groß und überschaubar. Hafen und Ryokan waren genau am entgegengesetzten Ende, so handelten wir die wichtigsten Sights mit Rucksack auf dem Rücken bereits auf dem Hineeg ab.
Das besondere an Miyajima ist ein Tempel mit einem Torbogen mitten im Wasser. Nur bei Ebbe ist dieser zu Fuß zugänglich (wir hatten natürlich Glück - wie so oft in diesem Urlaub - und hatten genau Ebbe als wir ankamen).
Unser Ryokan war total toll. Wir hatten ein riesiges japanisches Zimmer mit einem großen Vorraum und einem riesigen Wohnraum und einen Blick über ganz Miyajima mit allen Sehenswürdigkeiten (ubser Ryokan lag etwas erhöht am Berghang). Traumhaft.
Wir hatten Dinner und Breakfast mit dabei, mussten uns also zum ersten Mal keine Gedanken ums Essen machen - veganes Essen ohne Fischsoße und Co wurde uns bei Buchung zugesichert. Mittags holten wir uns ein bisschen Obst aus einem Supermarkt. Spätnachmittags besuchten wir den Hauseigenen Onsen und entspannten uns in heißen Quellen. Zum Abendessen erlebten wir eine große Überraschung: wir bekamen ein ausgezeichnetes 8 Gänge Menü mit lauter japanischen Köstlichkeiten und alles vegan. Zum Abschluß gab es noch eine Kanne frischen Tee und wir kugelten glücklich in unser Zimmer. Dort stellten wir fest, dass kleine helfende Elfen unseren Wohntisch in den 2. Vorraum verschoben hatten und kuschelige Futonbetten bereit gemacht wurden. Wir zogen unsere Yukata über und kuschelten uns müde ins Bett.
Am nächsten Tag gab es ein üppiges, hammer tolles, japanisches Frühstück für uns.
Direkt vor der Haustür ist nochmal ein größerer Flur gewesen, mit Kühlschrank, Schuhschrank und Zugängen zu WC, Badezimmer und Dusche.
Glücklich ging es weiter nach Hiroshima.
Hier kamen wir erstmal patsch nass um 13 Uhr im Hotel an. Es regnete und hörte nicht mehr auf. Uns wurde unser Gepäck abgenommen, wir haben Handtücher und Regenschirme bekommen und sind gleich wieder losgezogen, um Hiroshima zu erkunden. Zuerst das Weltkulturerbe, der Dom der stehen blieb, obwohl nur knappe 160m vom Zentrum der Bombe entfernt. Dann durch den Friedenspark, die Gedächtsnishalle angeschaut, einen Film gesehen und abschließend ins Friedensmuseum. Danach war ich echt platt. Es war unheimlich gut präsentiert und man war total gefangen von der Dramatik. Die ganz groben Pfeiler, was damals passiert ist, weiß man ja. Aber die Ausmaße, was das für die Menschen bedeutet hat und was tatsächlich abgegangen ist, kann man sich so gar nicht vorstellen. Ich hätte mehrmals losheulen können, so schrecklich und so real war das alles. Es ist auf jeden Fall sehr zu empfehlen. Ich finde, jeder Mensch sollte das mal gesehen haben. Es würde bestimmt viele besänftigen. Was damals passiert ist, ist wirklich unfassbar gewesen. Und an genau dieser Stelle zu sein, an der damals die Menschen so etwas schreckliches erfahren mussten, war ganz seltsam. Auf den Fluss zu schauen, in den sich die Menschen auf der Suche nach Kühlung für ihre Verbrennungen warfen. Irgendwie seltsam. Ich bin irgendwie etwas froh, wenn ich hier weg bin. Es ist aber auch unheimlich toll zu sehen, wie stark Mensch und Natur sein kann. Wie es auch in dunkelster Stunde immer Hoffnung gibt und wie zäh und leidensfähig dieses Volk ist. Es hieß, dass frühestens nach 75 Jahren wieder etwas blühen wird und die Menschen zurück kehren werden. Und jetzt sind es dieses Jahr am 6. August "erst" 70 Jahre und diese Stadt blüht, ist grün und pulsiert voller Leben. Beeindruckend.
Man mag sich aber gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn die kompletten 50 kg der Bombe gezündet hätten - und nicht nur 1 kg...
Die ganzen mich verstörenden Bilder und Details erspare ich euch lieber. Das war auf jeden Fall ein sehr lehrreicher und prägender Nachmittag.
Um halb 6 waren wir erst wieder im Hotel.
Einchecken und zum Abendessen gegangen. Unser Hotel ist direkt am Friedenspark und da ist auch gleich ein Okonomiyaki Restaurant, dass auch vegane zubereitet.
Das Restaurant war gut besucht und so stellten wir uns - wie man das hier so oft sieht - draußen an um zu warten, bis ein Tisch frei wird. Wir bekamen einen Platz gleich vorne am Tresen und konnten während dem Essen den Köchen beim kochdn zuschauen. Faszinierend. Man konnte ihnen den Spaß und die Leidenschaft bei der Arbeit ansehen. Es hat ausgezeichnet geschmeckt. Jetzt gejts aber ab ins Bett. Morgen wollen wir vor dem auschecken noch das Castle anschauen und dann geht's auch schon mit dem Zug weiter nach Tsuwano. Ab jetzt könntes wieder etwas schwierig mitm Internet werden.
In diesem Sinne "make love no war!" Und passt auf euch auf!
Eure Chiri
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